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Bernd Schmid (Herausgeber) & Oliver König (Herausgeber): Train the Coach: Konzepte: Modelle und Theorien für die professionelle Weiterbildung von Coachs, Teamcoachs, Change-Agents, Organisationsentwicklern und Führungskräften.
Wer von dem Buch „Train the Coach: Konzepte: Modelle und Theorien …“ das Bernd Schmid und Oliver König herausgegeben haben, eine Art Grundlagenwerk zum theoretischen Fundament des Coachings erwartet, wird enttäuscht. Statt dessen werden größtenteils sehr kompakte Modelle oder theoretische Ansätze (z.B. „Innere Antreiber“, „Lebensphasen“, „Innere Organisation“, „Widerstand“, „Transition-“ oder „Transfer-Coaching“) kurz vorgestellt, dazu jeweils konkrete, praktische Übungen abgeleitet und aufgezeigt welcher Nutzen oder Erkenntnisgewinn für den Coachee daraus gezogen werden kann. Lediglich zwei Ansätze zur Beschreibung des Reifegrads von Organisationen (eines davon das Graves-Value-System), fallen wegen ihrer Komplexität dabei etwas aus dem Rahmen.
Die Einteilung des Buches in vier große Kapitel (1. Persönlichkeit und Selbststeuerung, 2. Teams und Kooperationen, 3. Organisationsentwicklung und Führung sowie 4. Auftragsklärung und Personalentwicklung), suggeriert eine Systematik im Aufbau, die in Wahrheit nicht gegeben ist. Die einzelnen Unterkapitel sind in sich geschlossene Fachtexte, von unterschiedlichsten Autoren, bauen nicht aufeinander auf und beinhalten auch keine Querverweise. Das hat aber den Vorteil, dass man sich die Ansätze, Themen und vor allem Übungen herauspicken kann, die man akut interessant findet oder für die eigene Arbeit als Coach nutzen möchte, ohne das Buch vollständig lesen zu müssen.
Die einzelnen Texte sind ausgesprochen pragmatisch bzw. anwendungsorientiert gehalten, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass sämtliche Autoren der einzelnen Kapitel als Coaches tätig sind und im wesentlichen die von ihnen selbst angewandten Tools und Techniken beschreiben. Eine (selbst-) kritische Reflexion, wie man sie von Lehrbüchern aus dem akademischen Umfeld kennt, sollte man dabei freilich nicht erwarten. Abgesehen von vereinzelten, schwächeren Beiträgen (etwas fragwürdig erscheint mir z.B. ein Text, der im Prinzip nur Werbebotschaften, für die Nutzung einer bestimmten IT-Plattform, zum Online-Coaching von Teams, beinhaltet), insgesamt ein anregendes Buch, für jeden der seine Coaching-Kompetenzen erweitern möchte. Dabei dürften jüngere Coaches stärker profitieren als „alte Hasen“. Ob Führungskräfte allgemein, ohne Grundlagenkenntnisse der Psychologie oder Coachingausbildung, mit dem Buch viel anfangen können, sollte aber bezweifelt werden.
Armin Surma, Diplom-Psychologe, Consulting Group Berlin, surma@consulting-group-berlin.de
veröffentlicht in: Wirtschaftspsychologie aktuell Heft 2/2017