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Rezension in "Wirtschaftspsychologie aktuell": Julia Scharnhorst: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz vermeiden: Burnoutprävention und Förderung von Resilienz in Unternehmen. Haufe, Freiburg 2019
Wie es der Titel des Buches schon nahelegt, gibt die Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst einen umfassenden Überblick über Ansätze und Methoden psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu vermeiden, um dadurch effektive Burnoutprävention zu betreiben. Dabei handelt es sich aber nicht um einen der vielen Selbsthilferatgeber für gestresste Mitarbeiter, sondern um Empfehlungen für Unternehmen, wie, seitens der Organisation, Arbeitsbedingungen und Führung, psychische Überlastungen vermieden und die Resilienz der Mitarbeiter gefördert werden können.
Den zentralen Ausgangspunkt Ihrer Betrachtungen bildet die Burnout-Problematik, die, einschließlich einer Diskussion und Reflexion der Begrifflichkeit, recht ausführlich dargestellt wird. Ergänzend wird aber auch das seltenere Problem „Boreout“ (tritt auf, wenn die eigene Arbeitsaufgabe als öde, demotivierend oder sinnlos empfunden wird) kurz beleuchtet. Dabei beschreibt Scharnhorst nicht nur die Wechselwirkung zwischen „inneren“ (psychischen) und „äußeren“ Entstehungsbedingungen von Überlastung, sondern listet sehr ausführlich und umfassend die vielfältigen Möglichkeiten der Diagnose, Prävention und Intervention zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz auf. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Führungskräfte in Unternehmen, denen Sie ein notwendiges Umdenken sowie eine Vielzahl konkreter Instrumente und Handlungsempfehlungen nahelegt. (Letztendlich sollte man daraus auch wichtige Ergänzungen bzw. thematische Veränderungen für die Führungskräfteentwicklung in Unternehmen ableiten.) Als besonders hilfreich hervorzuheben, sind in diesem Zusammenhang die zahlreichen Checklisten und (Gesprächs-) Leitfäden, die im Buch abgedruckt sind. Praktische Empfehlungen zum betrieblichen Eingliederungsmanagement von Mitarbeitern, die nach einem Burnout zurückkehren, relevante rechtliche Aspekte und strategische Empfehlungen für das (Personal-) Management zur Resilienzförderung und Entwicklung einer „Gesundheitskultur“ im Unternehmen, werden im Buch ebenfalls ausführlich dargestellt.
Man merkt dem Buch die langjährige Praxiserfahrung der Autorin als Beraterin im Bereich Gesundheitsmanagement deutlich an. Aber auf eine Selbstbeweihräucherung der eigenen Leistungen und Dienste, bei Büchern von Beratern leider oft anzutreffen, verzichtet Scharnhorst in wohltuender Weise. Das Buch eignet sich gut für Berater und Coaches, die in diesem Bereich ihre Angebotspalette erweitern möchten, aber noch besser für Personalverantwortliche und Führungskräfte die einen umfassenden Überblick zum Thema gewinnen, psychische Belastungen der Belegschaft reduzieren und letztlich ein gesünderes Unternehmen entwickeln wollen.